Eigentlich ist die Schweiz nicht dafür bekannt, an der Speerspitze von Revolutionen zu stehen (obgleich viele Revolutionäre einige Zeit hier verbrachten). Auch auch das Wirtschaftsforum Davos lädt revoltierende Aktivisten eigentlich höchstens einmal ein, um dem ganzen einen Farbtupfer zu geben. Aber Klaus Schwab ist kein Pausenclown, sondern der Chef des Forums. Wenn ein so konservativer Kapitalist die Revolution ausruft, dann sollte man zumindest genau hinhören.
Er veröffentlichte sein Buch mit dem gleichnamigen Titel im Juni 2016, nachdem bereits das Wirtschaftsform unter der Überschrift “Die vierte industrielle Revolution meistern” gestanden hatte.
Klaus Schwab kennt sich aus in der Welt. Geboren 1938 erlebte er den Krieg nur als kleines Kind, dafür aber die Aufbaujahre und das Wirtschaftswunder in seiner Heimatstadt Ravensburg. Schwab ist gelernter Ingenieur und Ökonom, in beiden Disziplinen hat er einen Doktortitel. Von 1972 bis 2002 lehrte er Unternehmenspolitik an der Universität in Genf. Der Sohn eines Schweizer Fabrikdirektors gibt seit 1979 den Global Competitive Report heraus, eine Untersuchung die über die weltweite Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben berichtet. Er gründete 1971 auch die European Management Conference, bei der er Denker und Lenker aus Europa zusammenbrachte, ein Vorläufer der Davos-Treffen. Die Konferenz war eine Stiftung, der Name wurde 1981 in Weltwirtschaftsforum geändert.
Schwab hatte immer versucht, bei den Treffen Impulse zu geben und auch zu provozieren. 2012 zum Beispiel machte er die Kapitalismuskritik zum Thema der Konferenz, auch um den wachsenden Protesten gegen das Treffen der Wirtschafts- und Politikelite zu begegnen. Dessen Teilnehmer werden mittlerweile als Davos-Men bezeichnet, ein Stereotyp eines mächtigen einflussreichen Mannes, der von den Problemen des Alltags der meisten Menschen weit entfernt ist. Sogar gegen Verschwörungstheoretiker muss sich Schwab wehren, die das Treffen als eine Konferenz eines Geheimbundes sehen, der die Welt kontrollieren will.
Mit seinem Buch über die vierte Revolution ging Schwab aber weiter als nur einen Impuls zu geben. Es ist dem Mann der alle Mächtigen der Welt kennt, scheinbar ein echtes Anliegen. Er will nicht revolutionieren, er will die Revolution beschreiben, weil sie für ihn unaufhaltsam ist und längst begonnen hat. Die Frage der Zukunft, so Schwab, ist wie wie damit umgehen, nicht wie wir sie bekämpfen. Denn in dieser Revolution geht niemand auf die Barrikaden. Es werden keinen Kugeln verschossen oder Molotow-Cocktails geworfen, statt dessen werden Bits und Bytes gesendet, still und ohne bemerkt zu werden.