Eine industrielle Revolution verändert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Welt. Das muss nicht immer ursächlich zusammenhängen, oft aber zeitlich. Die vierte industrielle Revolution kommt in einer Zeit, in der die Weltordnung sich verändert. Die vergangenen Jahrzehnte waren bestimmt von einer zunächst zweigeteilten Welt zwischen Ostblock und dem Westen und einige Jahre von der Vorherrschaft des Westens unter Führung der USA. Doch mit dem Erstarken Chinas und dem Wachstum in großen Ländern wie Brasilien und Indien sowie einer selbstbewussteren Europäischen Union kam ein Wandel.
WEF-Gründer Klaus Schwab sieht uns in einer multipolaren Welt, in der es keinen klaren Führer mehr gibt und auch keine festen Allianzen. Statt dessen nehmen die Interessen der eigenen Staaten einen großen Raum in der Außenpolitik ein, wie man an Amerika, aber auch an China sehen kann. Damit einher geht auch ein langsamer Werteverfall: Demokratie ist keine universal geltende Verfassung eines Staates mehr, sondern unter vielen. Autokraten können Länder über Jahrzehnte regieren und dennoch zu Wohlstand führen.Die vierte industrielle Revolution hilft dabei, denn sie ist grenzenlos. Weil Technologie so schnell skaliert, ist sie in kurzer Zeit weltweit verfügbar. Es gibt keine moralischen Bedenken mehr, einen Markt zu betreten oder nicht, sondern nur noch strategische Gründe. Das bedeutet, so sagt Schwab, dass eine Weltordnung bald nicht mehr auf gemeinsamen Werten beruht, sondern auch gemeinsamen Interessen. Und Regierungen haben schon jetzt Probleme, mit den technischen Fortschritten mitzukommen. Man sieht das am verzweifelten Versuch, Bitcoin als grenzüberschreitendes und nicht reguliertes Zahlungsmittel zu kontrollieren. Oder aber an Zulassungsbestimmungen für Drohen und Roboter: Man wird es sich nicht leisten können, selbstfahrende Autos zu verbieten, nur weil man eine Entmenschlichung des Transport sieht.