Wenn ein Unternehmen vor der Frage steht, ob und wie es sich digitalisieren soll, dann ist guter Rat oft teuer. Denn meistens weiß man nicht einmal, was die Digitalisierung einer Firma bedeutet und schon gar nicht welche Auswirkungen das haben wird. Und manche Firma glaubt fälschlicherweise, dass mit einer neuen Software und ein paar Smartphones der Digitalisierung Genüge getan ist.

Tatsächlich handelt es sich aber um eine Transformation der Geschäftsprozesse, die über das papierlose Büro hinaus geht. Ein Unternehmen muss alle seine Prozesse auf den Prüfstand stellen und nachschauen, wie diese automatisiert und digitalisiert werden können. Das geschieht nicht nur intern, sondern auch im Zusammenspiel mit Lieferanten und Kunden. So bekommen diese zum Beispiel in einem digitalen Unternehmen Zugriffe auf die interne Warenhausdatenarchitektur, um wenn gewollt schneller bestellen zu können oder nachsehen zu können, ob bestimmte Ersatzteile verführbar sind.

Im Außendienst werden Mitarbeiter alle Daten permanent und online bereit halten. Sie fragen nicht mehr in der Zentrale nach, ob ein Kundenwunsch erfüllt werden kann, sondern können selbst nachsehen, ob bestimmte Produkte verfügbar sind und zu welchen Kosten.

Daten sind das neue Kapital

Überhaupt spielen Daten eine viel größere Rolle, auch bei Managemententscheidungen. Weil eben alle Prozesse digitalisiert sind, können sie auch Daten produzieren, die bislang nicht verfügbar waren. Das wiederum kann Probleme offenlegen, die man bislang nicht erkannte, zum Beispiel Wartezeiten von LKW beim Abladen oder aber der Stromverbrauch von stillstehenden Maschinen während der Mittagspause.

Ein klassisches Beispiel wie sich Kundenkontakte verändern sind Banken: Früher gingen wir zur Bank, um unsere Kontoauszüge abzuholen und eine Überweisung abzugeben. Immer stand dabei ein Mitarbeiter bereit, der die Auszüge übergab und die Überweisungen annahm. Dann kamen die Drucker und Terminals. Heute erledigen wir unsere Bankgeschäfte vom Smartphone aus. Was sollen die Bankmitarbeiter dann noch machen? Wie kann man Kunden Leistungen verkaufen, die nicht mehr in die Filiale kommen? Das gleiche Problem haben Versicherungen: Kunde schauen heute online auf Vergleichsportale für Versicherungen wer am besten und günstigsten ist und schließen die Policen gleich auch im Internet ab. Wer als Versicherungskonzern die digitale Klaviatur nicht beherrscht und seine Angebote permanent nicht in solche Portale einspeist, wird das Nachsehen haben.

Fast jede Branche hat heute neue digitale Verkaufskanäle (und auch Einkaufskanäle), die digitalisiert sind. Um aber auf den relevanten Plattformen vertreten zu sein, muss man auch die Voraussetzungen erfüllen. Das fängt schon bei der kleinen Pension an, die ohne einen Account bei Hotelbuchungsplattformen kaum noch eine Möglichkeit hat, Gäste zu bekommen. Der Hausverwalter wird sich Gedanken machen müssen, ob er zeitweise leer stehende Wohnungen nicht bei Airbnb oder ähnlichen Diensten anbietet – dazu muss er aber alle Wohnungsdaten digital aufbereitet haben und die Plattform in seine Abrechnungssoftware integrieren können.

Letztlich werden es weniger Investitionen in Technik als in die Bereitschaft des Managements zur Veränderung sein, die notwendig sind.